Trotz des großen Strick-Revivals in den 1980er Jahren und Strickcafés in vielen Großstädten seit den 2010er Jahren haftet den Handarbeiten noch immer der Ruf des verstaubten und spießigen an. Mit Handarbeiten verknüpfen wir trutschige Oma-Kränzchen und Beschäftigungstherapie für höhere Töchter – brav, bieder, lieblich. Dass in dieser vermeintlich angepassten (und sind wir ehrlich: langweiligen) Tätigkeit großes subversives Potential schlummert, ist jedoch weitgehend unbekannt.
Emma Leiss gibt in ihrem Vortrag Einblicke in die Historie des politischen Strickens und befasst sich mit politischen Akteurinnen, die in einer männlich dominierten Geschichtsschreibung weitgehend unsichtbar geworden sind. Die Reise beginnt bei strickenden Revolutionärinnen, führt zu in Strickstücken verborgenen Morsecodes und endet in einer klaren Kampfansage an Donald Trump. Soviel wird klar: Sollte das Stricken noch einmal brav, bieder und lieblich erscheinen, dann dient das lediglich der Tarnung.